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50 Jahre Römerkeller Oberkochen
Ein archäologisches Jubiläum
Römerkeller „Didi“ Bantels Werk wird fünfzig. Warum das fürs Gymnasium und die Stadt Oberkochen etwas Besonderes ist Von Lothar Schell
Oberkochen „Ja, wir werden dieses Werk mit einer Feierstunde begehen“, sagt Ulrike Birkhold, Lehrerin am Ernst-Abbe-Gymnasium und sie bekundet ihre Freude darüber, dass Bürgermeister Peter Traub spontan zugesagt habe, den in die Jahre gekommenen Römerkeller aufzuhübschen. Ein neues Hinweisschild im „Weilerfeld“ ist schon platziert, der Treppenaufgang zum archäologischen Aushängeschild wurde erneuert und vor dem Römerkeller wird noch eine neue Informationstafel installiert. Der Name Dietrich Bantel – verstarb 2018 – bleibt in Oberkochen unvergessen. Als Ehrenvorsitzender des Heimatvereins, als Lokalhistoriker und eben als Archäologe. In den 1970er Jahren hatte der Heimatforscher zusammen mit seinen Gymnasiasten den Römerkeller freigelegt. Bantel war in Sachen Heimatgeschichte ein Hansdampf in allen Gassen, der Römerkeller im Gewann Weilerfeld ist ein typisches Beispiel, wie der „Didi“ unermüdlich geschafft hat und seine damaligen Schüler zum Buddeln motivierte. „Auch bei mir sind da die Schweißtropfen geflossen“, erinnert sich sein ehemaliger Schüler und Lehrerkollege Richard Burger. Eigentlich war es der Landwirt Konrad Posmik, dem seinerzeit Mauerreste auf seinem im Weilfeld am Ortsrand liegenden Acker aufgefallen waren. Zwischen 1966 und 1971 hatte er sich mehrmals ohne Erfolg an die Stadtverwaltung gewandt. Schließlich nahm der Kontakt zum Kunstlehrer und Heimatforscher Dietrich Bantel auf, sehr wohl wissend um dessen ortshistorischen Fundus.
„Ja, wir werden dieses Werk mit einer Feierstunde begehen“ Ulrike Birkhold, Lehrerin am EAG
Eine gemeinsame Besichtigung führte zunächst zu der Vermutung, dass es sich bei den Mauerteilen um Reste einer etwas abseits der Verbindungsstraße gelegenen römischen Siedlung handeln könne. Bantel setzte sich mit dem damaligen Kreisarchivar Bernhard Hildebrand in Verbindung und er begann – mit dem Segen des Landesdenkmalamts – mit der Freilegung. Typisch für den Pädagogen Didi Bantel – er machte aus der Aktion ein pädagogisch-historisches Projekt. Zahlreiche Schüler der Klassen zwölf und dreizehn des Oberkochener Gymnasiums wurden involviert und an den Ausgrabungen beteiligt. Geschichtsunterricht mit Kopf, Herz und Hand. Zum Vorschein kam der Keller eines Gebäudes, das man lange für eine römische „Villa rustica“ hielt, die zwischen 150 und 200 nach Christus hätte entstanden sein müssen. Das Landesdenkmalamt nahm an, dass das Gebäude keine militärstrategische Bedeutung hatte, sondern vielmehr ein Nebengebäude eines größeren Gutshofs war. Dafür sprach unter anderem Ziegelplatten, die auf die Anlage eines Brennofens hindeuteten. Weitere Gebäudereste oder Spuren konnten allerdings bis heute nicht gefunden werden. Auch nicht im Rahmen einer groß angelegten geophysikalischen Prospektion, die das LDA 2011 durchführte. Zwar wurden nördlich des Römerkellers Reste eines Badehauses gefunden, weitere Siedlungsspuren aber nicht. Mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass der Römerkeller zu einer Straßenstation gehörte, an der Durchreisende Rast machen konnten. Wie eben heute noch, wenn man in Oberkochens Wäldern wandert und auf dem Weg zum Parkplatz noch einen Blick in den Römerkeller wirft.
Vernetzung mit der Schule
Bei den Grabarbeiten anno 1971 wurden Hunderte Keramik-Scherben, schüsselartige Teller, römischer Beton, Metall- und Glasteile sowie Heizungs- und Dachziegel gefunden. Außerdem der Abdruck einer Hundepfote und eine Getreidemischung, die aus nicht weniger als zwanzig Sorten bestand. Vor allem aber ein erstaulich raffinierter und gut erhaltener römischer Sicherheitsschlüssel. Sämtliche Funde aus dem „Weilfeld-Römerkeller“ wurden in einer Dauerausstellung am Gymnasium verewigt. Der römischen Straßenstation war keine allzu lange Bestandzeit gegönnt. Vermutlich wurde dieses in der Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts zerstört, als sich die Römer in Süddeutschland heftiger Angriffe der westgermanischen Chatten zu erwehren hatten. Nicht verschwiegen werden soll, dass das Kleinod im Weilfeld immer wieder von Vandalen heimgesucht wurde. Eine schöne Erinnerung an Didi Bantel und seinen Römerkeller ist, dass sich eine Schülergruppe der Pflege des Römerkellers annimmt. So wie eben der unvergessene „Didi“ mit seinen Eleven dereinst geschafft und Kärrner-Arbeit geleistet hatte.