Nachtschicht – dunkle Gestalten

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Nachtschicht – dunkle Gestalten

18.04.2023 | Allgemein

Auf in die Nacht, Nachtschicht … Eröffnet wurde der Abend des Leistungskurses Deutsch der Jahrgangsstufe 2 von der Stufenband „Oswaldbande“, die hier wohl einen ihrer letzten Auftritte antrat.

Obwohl bis zum Abitur nur noch drei Wochen Zeit bleiben, wagen sich die Abiturienten mit einem tollkühnen Programm auf die Bühne: Sie lassen die Protagonisten ihrer Lektüren aus dem Deutschkurs in den verschiedenen Stunden der Nacht lebendig werden.

Eine unkonventionelle Kurzgeschichte, erzählt von Selina Grässle, lässt alles offen, was bei Kurzgeschichten so offenbleiben kann: den Anfang, das Ende, und einiges zwischendrin. Mit „Woyzeck“ geht Leo Dobler in die Therapierstunde, um ihn und seine Gefühle für Marie noch zu retten. Erik Sachs sitzt in der Kneipe und hat nach einigen Bier, Probleme seine nette Tischpartnerin unter den restlichen Menschen zu identifizieren. Aber den Kriminalfall um die anfangs charmante Dame löst er; auch mit erhöhtem Pegel, erfolgreich auf.

Daheim, allein, das ist Leni Oswald an diesem Abend, aber als sie aus ihrem Traum erwacht wendet sich das Blatt unerwartet. Das Bild einer echten Eskalation ließ Marcel Werner entstehen: Ein „Verlorener“ findet im Bauwagen keinen Platz, weil dort schon die Polizei sitzt und auf ein Rennen zwischen einem Porsche-Fahrer und einem E-Scooter-Nerd wartet.

60 Minuten und keine Sekunde länger hält es Alina Steiger auf einer Party aus, als sie von einem Gesangslehrer für verhaltensgestörte Bartgeier auf eine Reise nach Guatemala eingeladen wird. Sie erkannte rechtzeitig, dass man solchen Leuten folgen sollte, vielleicht um sie später zu heiraten.

Valentino Hafner ließ die Creme de la Creme der für das Abitur ausgewählten Autoren nach Mitternacht aufeinandertreffen, als da wären: Johann Wolfgang von Goethe, Thomas Mann, Franz Kafka und Julie Zeh. Deren Haupt- und Frauenfiguren fehlten nicht und so gab es reichlich Aufruhr untereinander. Marc-Andre Albrecht trifft in einem Alptraum an der Forum-Bar auf seinen alten Deutschlehrer. Kurz bevor ihn dessen magisch-schwebender Schuh treffen sollte, weicht sanft der Kräuternebel in die Nacht.

Zuletzt wird das Publikum von dem „Mädchen Nummer 5“ beehrt, welches von der Romanfigur Felix Krull umworben wird. Diese sieht sich einem etwas zu schmeichelhaften Annäherungsversuch von Felix Krull ausgesetzt, dem er – Julius Kraft – sich in letzter Minute durch einen Ohnmachtsanfall entziehen kann. Erik Sachs sendet dazu mit seiner Gitarre und rauem Country-Gesang eine Botschaft des weiten amerikanischen Südens.

Jedoch wirkt der Charme Felix Krulls – er kriegt sie alle, auch wenn man sich nicht immer daran erinnern kann, wie es Mia Maier in ihrem „Morgen danach“ beschreibt.

Literarisch stilvoll moderiert wurde „Die Nachtschicht“ im Café-Forum von Clarissa Paul und Leon Kersten.

Die „Oswaldbande“ fragte in ihrem letzten Song: Wenn die Nachtschicht mal vorbei ist und auch das Abitur – „was machst Du dann?“ Die Antwort bleibt offen, so wie viele Fragen zu den Abiturlektüren.

 

 

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